Schädeldeformitäten bei Säuglingen

  • Asymmetrien des kindlichen Schädels rufen bei vielen Eltern Besorgnis hervor und führen nicht selten zu einem regelrechten „Doctor-hopping“ auf der Suche nach einer greifbaren Diagnose und entsprechender Therapie.
  • Schädeldeformitäten des frühen Säuglingsalters treten in den ersten zwölf Lebensmonaten auf und können grundsätzlich durch zwei zugrunde liegende Mechanismen hervorgerufen werden:

Schädeldeformitäten durch Schädelnahtsynostosen

  • Die frühzeitige Verknöcherung von Schädelnähten stellt die gefährlichere der beiden Mechanismen dar. Häufig kommt es hierbei zu deutlich deformierten Köpfen im Sinne eines z.B. Langschädels (Scaphocephalus) bei frühzeitiger Verknöcherung der Sagittalnaht. Die Verknöcherung einer Koronarnaht oder –sehr viel seltener der Hinterhauptsnaht (Lambdanaht)- führt zum sog. Schiefkopf (Plagiocephalus). Ein Kielschädel entsteht bei frühzeitiger Verknöcherung der Stirnnaht (S. Metopica). Zusätzlich können kombinierte Schädelnahtverknöcherungen entstehen, die häufig Teil syndromaler Erkrankungen sind. Hierzu können der sog. Morbus Apert (beidseitige Koronarnahtsynostose, Zusammengewachsene Finger oder Zehen, Kleeblattschädel) oder Morbus Crouzon (Verknöcherung aller Schädelnähte, kleiner Oberkiefer, hervorstehende Augen aufgrund zu kleiner Augenhöhlen).
  • Diese so genannten prämaturen Schädelnahtsynostosen müssen häufig die operative Korrektur nach sich ziehen. Diese sollte in interdisziplinärer Zusammenarbeit vom Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen, Neurochirurgen, Anästhesisten und Kinderärzten stattfinden, um eine umfassende Versorgung für ihr Kind sicher zu stellen.

Nicht-synostotisch bedingte Schädeldeformitäten

  • Viel häufiger als Schädelnahtsynostosen ist die Diagnose einer nicht-synostotischen Schädeldeformität zu stellen.
  • Hierbei wird durch muskuläre Imbalancen und durch bevorzugte Rückenlagerung des Kindes –insbesondere auf ärztliche Empfehlung- das im ersten Lebensjahr sehr große kindliche Kopfwachstum in eine abnorme Richtung gelenkt und es resultieren teilweise bizzare Kopfformen.
  • Diese Art der Schädeldeformitäten haben glücklicherweise nur sehr begrenzten Krankheitswert, eine funktionelle Beeinträchtigung des Hirnwachstums oder etwaige Intelligenz- oder motorische Einschränkungen wurden bislang nicht beobachtet.
  • Jedoch bringen Lagerungsbedingte Schädeldeformitäten eine nicht unerhebliche ästhetische Benachteiligung der Kinder mit sich und die psychosoziale Relevanz einer derartigen Stigmatisierung darf auf gar keinen Fall außer acht gelassen werden.
  • Es gibt Vermutungen, dass solche Deformitäten, die häufig mit einer Verschiebung der Ohren (aufgrund einer Verschiebung der Schädelbasis) einher gehen, zu einer frühzeitigen Kiefergelenksarthose führen könnten. Dies ist jedoch nicht anhand von Studien erwiesen.
  • Wir unterteilen die lagebedingten Schädeldeformitäten in vier Gruppen :